Es weihnachtet fair: Bio-Schokolade im Spannungsfeld von Genuss und Preisexplosion
Ob weiß, Vollmilch oder dunkel mit viel Kakaogeschmack – Weihnachten ohne Schokolade ist kaum vorstellbar. Fair und bio ist hier auf jeden Fall die beste Kombination. Gerade in der Weihnachtszeit rücken Gedanken an Gemeinschaft, Teilen und Verantwortung in den Mittelpunkt, während der Genuss seinen Höhepunkt erreicht. Fair gehandelte Bio-Schokolade verbindet diesen Genuss mit tief verwurzelten Werten.
Zum Nikolaustag am 6. Dezember füllt sie Stiefel und Strümpfe und erinnert uns als Symbol des Gebens an Großzügigkeit und Verantwortung. Doch der Markt für diesen wertvollen Rohstoff ist in Aufruhr.
Preisexplosion und Klimakrise: Die Gründe für den teuren Kakao
Der Kakaopreis hat sich zwischen 2023 und 2025 zeitweise mehr als verdoppelt und schwankt weiterhin stark. Gründe für diesen dramatischen Anstieg sind eine Kombination aus extremen Wetterbedingungen, Pflanzenkrankheiten und strukturellen Versorgungsengpässen:
- Ernteausfälle in Westafrika: In den Hauptanbauländern Westafrikas (Die Elfenbeinküste liefert rund ein Drittel der deutschen Importe) führten heftige Regenfälle und Pilzerkrankungen wie die „Black Pod Disease“ zu massiven Ernteausfällen.
- Klimawandel: Der Kakaoanbau ist durch den Klimawandel stark bedroht. Prognosen deuten darauf hin, dass die Anbauflächen in Ghana und der Elfenbeinküste bis 2050 bis zu 90 Prozent weniger geeignet sein könnten.
- Volatile Preise: Die Notierungen an den Börsen in New York und London zeigen sich weiterhin extrem volatil, was die Unsicherheit am Markt verstärkt.
Diese Entwicklung betrifft nicht nur den konventionellen Markt: Auch der Preis für Fairtrade-Schokoladen, die zusätzlich bio-zertifiziert sind, ist gestiegen, da der Preis für Bio-Kakao eng an den Weltmarktpreis für konventionellen Rohkakao geknüpft ist (zuzüglich einer Bio- und einer Fairtrade-Prämie).
Der Trend zu Bio und Fair bleibt ungebrochen
Trotz des angespannten Marktes setzen Verbraucher und die Branche weiter auf Verantwortung und Nachhaltigkeit:
- Deutliche Preissteigerung für Verbraucher: Verbraucher mussten im Oktober 2025 für Schokolade 21,8 % höhere Preise zahlen als im Vorjahr. Im Vergleich zu vor fünf Jahren erhalten Konsumenten für jeden Euro ein Drittel weniger Schokolade.
- Wachsender Bio-Umsatz: Der deutsche Umsatz für Bio-zertifizierte Süßwaren (inkl. Schokolade) wuchs im Jahr 2024 um mehr als 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
- Fairness im Aufwind: Der Anteil von Fairtrade-Kakao am deutschen Markt lag 2024 bei rund 21 Prozent. Bereits 37 Prozent der 2022 verkauften Fairtrade-Schokoladen waren zusätzlich bio-zertifiziert.
Dieser Trend zeigt: Immer mehr Menschen suchen nach Produkten, die kontrolliert, nachhaltig und fair produziert werden. Der weltweite Markt für Bio-Kakao soll von $657 Mio. US-Dollar im Jahr 2023 auf über $1,2 Mrd. US-Dollar bis 2031 wachsen, was einem jährlichen Wachstum von $7,7 Prozent entspricht.
Bio als Teil der Lösung
Der biologische Anbau bietet im Gegensatz zu den anfälligen konventionellen Monokulturen einen wichtigen Vorteil:
- Resilienz durch Mischkultur: Bio-Kakao stammt meist aus Mischkulturen, die durch ihre höhere Biodiversität widerstandsfähiger gegen Pilzkrankheiten und extreme Witterung sind.
- Flächenausweitung: Die weltweite Anbaufläche für Bio-Kakao betrug 2023 rund 474.500 Hektar und wurde in den letzten fünf Jahren um zehn Prozent ausgeweitet – besonders in Afrika.
- Soziale Verantwortung: Faire Bio-Schokolade, sorgt durch Mindestpreise und Prämien dafür, dass die Kakaobäuerinnen und -bauern in Westafrika, wo Kinderarbeit aufgrund von Armut verbreitet ist, ein höheres Einkommen erzielen können. Nur wenn die Eltern genug verdienen, können die Kinder zur Schule gehen.
Strategien für Handel und Produktion
Angesichts der anhaltenden Versorgungsengpässe und der Preisvolatilität müssen Produktion und Handel reagieren. Die deutsche Bundesregierung unterstützt diese Entwicklung und fördert Initiativen für ökologischen und klimafreundlichen Kakaoanbau.
Handelsunternehmen können auf die gestiegenen Kakaopreise mit folgenden Strategien reagieren:
- Transparente Kommunikation über die Preisursachen.
- Fokussierung auf Qualität, Herkunft und Nachhaltigkeit als entscheidende Verkaufsargumente.
- Storytelling (z.B. Single-Origin-Kakao, Frauenkooperativen) zur Steigerung der Wertschätzung.
- Diversifizierung und Spezialsortimente (vegan, zuckerreduziert, klimaneutral).
- Nutzung von Kakao-Alternativen (Carobpulver, fermentierte Sonnenblumenkerne, gerösteter Hafer), die regionale und ethisch verantwortungsvolle Lösungen bieten und den Anforderungen der EU-Verordnung zur entwaldungsfreien Lieferketten (EUDR) entgegenkommen.
Die Nachfrage nach ethisch und ökologisch verantwortungsvoll produzierten Lebensmitteln steigt stetig. Die Bio-Branche hat die Chance, durch den Fokus auf fairen Handel und innovative, klimaresiliente Anbaumethoden (Mischkulturen) sowie neue Rohstoffe eine zukunftsfähige Wertschöpfungskette für den Schokoladenmarkt zu gestalten.
Quellen:
Oeakolandbau - Das Informationsportal zum ökologischen Landbau und Bio-Lebensmittel
Kakao-Ersatz: Nachhaltige Kakao-Alternativen im Überblick
https://www.uni-goettingen.de/de/54088.html?id=8003
https://www.fibl.org/de/infothek/meldung/fast-11-prozent-landwirtschaftliche-flaeche-eu-biologisch
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/11/PD25_N068_61.html
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